Wie man sich zwei Jahre mit der Herleitung eines Value-at-Risk-Modells beschäftigen kann? – Mit dieser etwas zugespitzten Frage leiteten Dr. Alexander Malinowski und Tobias Dorst ihren Vortrag zum Risikomanagement in der Bankenpraxis am 29.11.22 ein. Als Manager bzw. Consultant bei d-fine stellten die beiden d-fine als Beratungsunternehmen vor und gaben einen beeindruckend detaillierten Einblick in ein aktuelles Projekt zur Modellierung der Risikostruktur einer Bank.

d-fine ist ein 2002 gegründetes Beratungsunternehmen, das mittlerweile mehr als 1000 Mitarbeiter mit einem analytischen und technologischen Hintergrund beschäftigt. Das sind ehemalige Studierende der MINT-Fächer, von denen 50% promoviert haben. Deshalb ist d-fine spezialisiert auf quantitative Fragestellungen und begleitet eine Vielzahl an Projekten im Bankensektor. Fester Bestandteil der Unternehmenskultur ist ein großes Angebot an Fortbildungsmaßnahmen wie einem berufsbegleitenden MBA-Studium oder der Aktuarausbildung. Ebenso fördert d-fine je nach Wunsch der Mitarbeiter Fach- sowie Führungskarrieren gleichermaßen.

Im Hauptteil des Vortrags stellte Tobias Dorst ein Projekt bei einer Großbank vor, bei dem er einige Zeit mitwirkte. In diesem Projekt haben seine Kolleg:innen und er ein Modell zur Bestimmung des Value at Risk (VaR) eines Kreditportfolios entwickelt und implementiert. In der Finanzmathematik ist der VaR ohne große Mühe als Quantil der Gewinn- und Verlustverteilung eines Portfolios definiert. Doch in der Praxis ist die Gewinn- und Verlustverteilung nicht gegeben: Zunächst muss das Portfolio geeignet untersucht werden, um dann ein Modell zu entwickeln, mit dem die Zielgröße geschätzt werden kann. Zur Modellbildung gibt es viele Ansätze; entsprechend räumt die Bankenaufsicht den Instituten methodische Spielräume ein, um eine zum Geschäftsmodell und zur Risikostruktur passende interne Steuerung zu ermöglichen. Detailliert und sogar mit Ausschnitten des implementierten Modellierungscodes präsentierten die beiden Berater drei zentrale Fragen und umgesetzte Lösungen im Rahmen des Projekts: Wie kann ein Risikohorizont von einem Jahr abgebildet werden, wenn nur 10 Jahre historischer Daten vorliegen? Wie kann dabei dann noch ein 99,9%-Quantil geschätzt werden? Welche Wirkung hat ein plötzlicher starker Zinsanstieg wie in 2022 in den Zeitreihen auf den Modell-Output?

Im Anschluss an den Vortrag nutzen die Teilnehmer:innen des Vortrags die Gelegenheit, bei einem kleinen Imbiss und Getränken mit Alexander Malinowski und Tobias Dorst, ehemaliger SuP-Finanzvorstand, über einige weitere Themen zu sprechen. Herzlichen Dank an d-fine für die Vorbereitungen und diesen sehr interessanten Vortrag!

 

Bericht von David Neuhäusler